„\u00dcberraschend breite Mehrheit“

Die NRZ Wesel berichtet am 22.09.2006

„Kurz vor Toreschluss wurde es heftig. Aber Ende gut, alles gut“, sagte Ralf Berensmeier gestern nach seiner Wahl zum Kreisdirektor und bekannte, dass ihm bei 42 Stimmen nach der harten Diskussion „ein riesiger Stein vom Herzen gefallen ist“. Er bot allen im Kreistag eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an. Überdies sei die Verantwortung im Sozialbereich zu groß, um in Grabenkämpfe zu verfallen.

Damit holte der frisch gekürte Spitzenbeamte den Kreistag wieder auf eine angemessen nüchterne Ebene zurück. Denn der ebenso überraschend komfortablen wie merkwürdigen Mehrheit war ein unschöner Streit vorangegangen, der den aus dem Kreisausschuss noch übertraf. Hellmut Fischer (SPD) hielt am Antrag auf Wiederholung der Stellenausschreibung fest, kritisierte das Auswahlverfahren, die frühe Festlegung der CDU und verbreitete sich über den Rückzieher des Xantener Bürgermeisters Christian Strunk. Die Union habe wohl schon voll auf Wahlkampf gegen Landrat Dr. Ansgar Müller (SPD) setzen wollen, nur sei das Ganze dilettantisch eingestielt worden.

Wieder erntete Fischer dafür Gelächter von allen Seiten. Und harte Worte. Dr. Hans-Georg Schmitz (CDU) nannte Fischers Rede „unverschämt und beleidigend“, Hubert Kück (Grüne) vermutete als „reinen Frust“ als Grund für die Argumentation, die Dr. Michael Terwiesche (FDP) „selten weinerlich und unbeholfen“ fand und Martin Kuster (VWG) konnte es gar nicht verstehen, dass die SPD keinen Kandidaten für gut befand: „Wir haben drei gesehen, darunter Berensmeier. Wenn es jetzt keine Alternative gibt, dann wählen wir ihn halt.“ Josef Devers (CDU) fragte Fischer: „Haben Sie getrunken? Anders kann ich mir Ihre Argumentation gar nicht erklären.“

Interessant war nach diesem Vorspiel das Ergebnis der geheimen Wahl: 42:22-Stimmen bei zwei Enthaltungen. In Abwesenheit von Helmut Schwerdtfeger verfügte die SPD über 24 Stimmen. CDU, Grüne, FDP und Grüne vereinigten komplett 41 Sitze. Also deutet das Ergebnis darauf hin, dass es in Reihen der SPD Abweichler gab. Immerhin: Nach der Wahl gratulierten Landrat Müller und alle politischen Spitzen fair dem neuen Mann, der am Ende den Arm voller Blumensträuße hatte.

Die breite Allianz gegen die SPD hielt übrigens auch beim, Thema Regionalverband Ruhr. Hier ist die Zeichensetzung klar, dass der Kreis Wesel dem nicht auf Dauer angehören will. Die CDU blieb dabei, dass sich Fragen nach der Übertragung von Vermögen oder Lasten derzeit nicht stellen.