Die Weseler Kreispolitik kann sich wahrlich nicht im entferntesten damit zufrieden geben, im bundesdeutschen „Familienatlas“ in der Kategorie der „Unauffälligen“ als Mittelmaß eingereiht zu sein und mit Ausnahme der Schulabbrecherquote in keinem familienrelevanten Bereich zu glänzen. Dies macht deutlich, dass kommunale Jugend- und Familienpolitik auch im Kreis Wesel neu gedacht und betrieben werden muss:
Es reicht eben nicht, wenn Kreistagsmitglieder die Situation der Familien mal ein wenig im Jugendhilfeausschuss streifen, im Schulausschuss auf den ein oder anderen Tagesordnungspunkt setzen und sie im Sozialausschuss, wenn es die Zeit zulässt, aus sozialwirtschaftlicher Betrachtung lamentieren. Dem Projektleiter vom Familienatlas, Kaiser, ist nur zuzustimmen, dass Familienfreundlichkeit ein entscheidender Standortfaktor ist. Nicht zuletzt die alarmierende demografische Entwicklung, dessen Auswirkungen schon jetzt in der Schließung von Kindergärten und Schulen auch in den kreiseigenen Kommunen mehr und mehr erkennbar werden, muss alle Verantwortlichen aufrütteln, Jugend- und Familienpolitik als Querschnittsaufgabe zu begreifen, also eine Kommunalpolitik zu betreiben, die Jugend und Familie bei sämtlichen Entscheidungen und auf allen Ebenen in den Blick nimmt. Das bedeutet:
Nach dem Vorbild eines „Bündnisses für Arbeit“ werden wir uns als Kreistagsmitglieder der Vereinigten Wählergemeinschaften (VWG) Kreis Wesel dafür stark machen und sehen es als eine zentrale Herausforderung unserer zukünftigen politischen Arbeit an, ein „Bündnis für Jugend und Familie“ für den Kreis Wesel auf den Weg zu bringen. Weil Jugend- und Familienpolitik eine Querschnittsaufgabe ist, darf ein solches Bündnis nicht nur aus politisch Verantwortlichen bestehen, sondern muss zugleich Verantwortliche aus der Wirtschaft umfassen. Außerdem müssen hier die „Betroffenen“ selbst, also Eltern, aber auch Jugendliche als potentielle Eltern von morgen, die Möglichkeit haben, ihre Wünsche und Vorstellungen einbringen zu können. Außerdem darf nicht auf die Kompetenz von familienorientierten Organisationen und Initiativen verzichtet werden, beispielsweise die von freien und konfessionellen Jugend- und Sozialverbänden. Schließlich sind in einem solchen kreisweiten Bündnis Kommunen wie Moers und Hamminkeln mit einzubeziehen, die bereits erfolgreich begonnen haben, eine in dieser Form ausgerichtete Familienpolitik in die realpolitische Tat umzusetzen.
Einen Schritt in die richtige Richtung sehen wir in der Einrichtung eines Familienbeirates oder eines professionell moderierten „Runden Tisches“, der die Aufgabe erhält, im gemeinsamen Diskurs familienorientierte Handlungsperspektiven für den Kreis Wesel zu entwickeln und bestehende familienpolitische Maßnahmen, Projekte und Strategien der Kommunen zu vernetzen und zu fördern.